Die Zeit der Pandemie mit Covid-19 ist eine Belastungsprobe für jeden Menschen. Wie kann man häusliche Isolation und Quarantäne überstehen? Von Psychologen wird empfohlen, dem Tag bewusst eine Struktur zu geben und sich daran zu halten. Struktur hilft gegen Chaos. Sie verleiht Sicherheit und stärkt für Situationen mit Stressbelastung. Die Finkenwalder Bibelarbeit von Dietrich Bonhoeffer aus der Zeit 1935 oder 1936 "Der Morgen" bietet eine einfühlsame Reflexion auf das hilfreiche Starten in den Tag am Morgen.

Aus der Gefängniszelle in Berlin-Tegel kann Dietrich Bonhoeffer Briefe an seine Familie und an seinen Freund Eberhard Bethge schreiben. In dem Brief vom 11. April finden sich nachdenkliche Zeilen über das Leben in der Isolation der Gefängniszelle mit Gedanken über Leidenschaft und Sehnsucht im Leben, über das Bedauern und über das Sinnhafte in seinem Leben.

Zum Jahreswechsel 1942/1943 verfasste Dietrich Bonhoeffer einen ausführlichen Bericht mit Reflexionen über die vergangenen Jahre, die von der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus geprägt waren. Den Text schickte er als Weihnachtsgabe an einige Freunde. Damals gab es bereits Warnungen, dass eine Verhaftung im  Reichssicherheitshauptamt vorbereitet würde und belastende Materialien gesammelt würden. Versteckt zwischen Dachziegeln überlebte das Dokument Hausdurchsuchungen und Bombenangriffe und bietet heute einen Einblick in die Gefühlslage und Reflexionsebene Bonhoeffers als Zeitgenosse und aktiver Widerstandsaktivist.

Neben der vollständigen Lesung können die einzelnen Abschnitte des Textes von Bonhoeffer direkt aufgerufen und angehört werden. Am Ende steht die Sarabande aus der Französischen Suite Nr. 5 von Johann Sebastian Bach BWV 816, gespielt von Detlef Graf am Flügel der Johanniskirche in Buchholz. Das Thema klingt am Anfang jedes Abschnitts an.