Huldrych Zwingli

 

Zwingli - er ist eine der prägenden Gestalten für den reformierten Glauben. Zeitgenosse Martin Luthers, aber mit einem völlig anderen Naturell und anderen Akzenten bei der Zürcher Reformation, die er maßgeblich mitgeprägt hat. 1531 kam Zwingli im zweiten Kappeler Krieg ums Leben, bei dem sich die eidgenössische protestantische Seite gegen den Widerstand eines feindlichen Bündnisses zu erwehren versuchte.

Im Jahr 2019 wurde das Zwingli-Jubiläum begangen, bei dem ein Zitat des Zürcher Reformators immer wieder genannt wurde: "Tut um Gottes Willen etwas Tapferes! ... Bleibt standhaft in Gott, gebt nichts auf das Gejammer, bis das Recht durchgesetzt ist. Gott sei mit euch."

Mutig, gebildet, fromm und weitsichtig verhielt sich Zwingli in den großen Herausforderungen und Bedrohungen seiner Zeit. In der Verunsicherung und in dem Widerstreit um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie kann man bei dem Zürcher Reformator einen Eindruck bekommen, wie der Glaube in schwieriger Zeit ein tapferes Handeln ermöglicht.

Die Texte stammen aus dem Band von Peter Opitz und Ernst Saxer (Hg.), Zwingli lesen. Zentrale Texte des Zürcher Reformators in heutigem Deutsch, © Theologischer Verlag Zürich, 2018.

Das Pestlied (ca. 1520)

Im Jahr 1519 wütete eine Pestepidemie. In Zürich fiel ihr ein Drittel der damaligen Bevölkerung von ca. 7000 Einwohnerinnen und Einwohnern zum Opfer. Huldrych Zwingli wirkte in dieser Zeit als Leutpriester in Zürich. Als die Pest ausbrach, weilte er gerade in einer Kur, eilte aber nach Zürich zurück, um seiner Gemeinde beizustehen. Einen Monat später war er selbst schwer an der Pest erkrankt und musste mit dem Schlimmsten rechnen. Er überwand die Krankheit, litt aber noch mindestens ein Jahr lang an den Folgen Infektion.

Das Pestlied - "Ein christlicher Gesang von Huldrych Zwingli, als er von der Pest angegriffen wurde" , wird als rückblickende Verarbeitung der schweren Erkrankung gedeutet. "Zwingli fragte sich, ob die Pest ihn überwinden und damit sein reformatorisches Handeln aus Gottes Sicht als falsch erweisen kann oder ob er ein wahres `Geschirr´ (Werkzeug) Gottes sei. Die Genesung sah er als dessen Bestätigung. Sie brachte ihm aber zugleich die Gewissheit, dass bei Christus und nicht bei ihm selbst die letzte Macht und die Verantwortung für den Ausgang des Streits um Gottes Sache liegt." (aus dem Einführungstext zum Pestlied, in: Peter Opitz, Ernst Saxer (Hg.), Zwingli lesen. Zentrale Texte des Zürcher Reformators in heutigem Deutsch. Zürich, 2018, 19).

Edition des Originaltextes (frühneuhochdeutsch): Z I, Nr. 5, 62-69. Deutscher Text:_ ZS I, 7-11 (übersetzt von Thomas Brunnschweller)

Bearbeitet von Ernst Saxer.

Das Pestlied (ca. 1520)

Lesung - Hans-Wilfried Haase

Francesco da Milano (1497-1543), Ricercar (Fantasia) 4 (Ness) - Martin Hinrichs, Renaissancelaute