Der Schweizer Theologe Karl Barth gilt als Kirchenvater des 20. Jahrhunderts. Nicht nur die reformierte Theologie hat er maßgeblich bis heute geprägt. Sein monumentales Werk "Die Kirchliche Dogmatik" ist so umfangreich, dass die Bände fast guten halben Meter im Regal in Anspruch nehmen.

Zugänglicher ist Barth durch eine Auswahl seines letzten Assistenten, Prof. Eberhard Busch. In dem Band "Augenblicke. Texte zur Besinnung" findet sich eine breite Auswahl von kurzen und treffend formulierten Gedanken Barths zum Glauben und zum Leben, zu Gott und seiner Offenbarung.

Die hier eingelesenen einzelnen Abschnitte werden gerahmt von musikalischen Themen von Barths Lieblingskomponisten Wolfgang Amadeus Mozart, Gespielt werden die musikalischen Miniaturen von Alexander Brand am Flügel.

Dem Theologischen Verlag Zürich wird herzlich gedankt für die Erlaubnis, die Texte Barths einsprechen und online stellen zu können.

 

Die Texte stammen aus: Karl Barth, Augenblicke. Texte zur Besinnung ausgewählt von Eberhard Busch. Theologischer Verlag Zürich, 2001.
Der Band mit 124 Seiten ist nach wie vor im Buchhandel erhältlich und kostet 14, 90 €.

 

Tröstliches Lachen

Die Corona-Pandemie liefert noch mehr Gründe als die normalen Beschwernisse des Lebens, die Mundwinkel nach unten zu ziehen und mit eingetrübter Stimmung durch die Tage zu gehen. Die realen Einschränkungen und Regulierungen des gesellschaftlichen Umgangs erschweren das alltägliche Leben. Die Gefahren des Virus bei einem schweren Krankheitsverlauf konfrontieren mit der allgegenwärtigen Endlichkeit des menschlichen Lebens.

Inwiefern gerade der Glaube an Jesus Christus zu einer entspannteren Wahrnehmung des Lebens beitragen kann, erläutert der Text "Tröstliches Lachen".

Es ist ein Abschnitt aus: Predigten 1954 - 1967, Zürich 1979, 43.

 

Seine Macht

Die Corona-Krise bedroht das individuelle menschliche Leben. Das Virus gefährdet ganze Volkswirtschaften. Es stellt das Gefüge des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Frage und offenbart seine Schwachstellen. Wo ist Gott? Ist Gott ohnmächtig? Die klassische Gottesvorstellung der Allmacht Gottes zerbricht für viele Menschen sehr schnell an der Erfahrung solcher krisenhaften Phänomene. Was aber ist, wenn die traditionellen Erwartungen selbst in Frage gestellt werden? Einen solchen Gedanken skizziert Barth in "Seine Macht".

Es ist ein Abschnitt aus: Dogmatik im Grundriss (1947), Zürich 1977, 40-46.

 

Sein Anspruch

Die Zeit in der Corona-Pandemie ist geprägt von Regeln und Verboten: Abstand halten! Begrenzter Zugang! Kontaktsperre! Kein Einlass ohne Mund- und Nasenschutz! Vielerorts regt sich Widerstand gegen die Reglementierungen. Sie beschneiden die persönliche Freiheit und schüren eher Angst, als dass sie Sicherheit vermitteln.. Vielfach besteht die Meinung, dass es in der Kirche und im Glauben genau darum geht: um Regeln und Gebote, um enge Moralvorstellungen und Angstmache.

Der Abschnitt "Sein Anspruch"  wirft ein völlig anderes und befreiendes Licht auf den Umgang mit Geboten und Regeln. Ein befreiender und ermutigender Ton durchzieht die Zeilen.

Es ist ein Abschnitt aus: Kirchliche Dogmatik II/2, S. 650f.

 

Gute Zeit

2020 - was für ein Jahr! Wer hätte am Silvesterabend gedacht, wie anders die Monate dieses Jahres verlaufen werden. Das Virus war weit weg in einer chinesischen Provinz, von der die wenigsten vorher je gehört hatten. Viele hadern mit dieser Zeit, in der alles so anders und der es so viele Beschränkungen und Beschwernisse gibt. Nach der Hoffnung der ersten Monate, nach der dieser ganze Spuk möglichst schnell vorbei sein möge, dämmert es den meisten, dass diese Krise nachhaltige Veränderungen unseres Lebens erfordert. Ein Grund mehr, sich der Gegenwart zu stellen und nicht ständig nach einer besseren Zukunft Ausschau zu halten. Dieses ist unsere Zeit. Es ist eine gute Zeit. Wie man das sagen kann, erfährt man in dem Abschnitt "Gute Zeit" von Karl Barth.

Es ist ein Abschnitt aus: Kirchliche Dogmatik III/2, S. 642.